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Expeditions-Logbuch

17.08.2020: Süderoog


Hallig Süderoog


Kurz vor dem Morgenhochwasser kommt Hermann zu uns an Bord. Der junge Krabbenfischer kennt die flachen Tidengewässer rund um Pellworm wie seine Westentasche. Spontan hatte sich Hermann angeboten, Arved beim Auslaufen durch den schmalen Prickenweg als Lotse zu beraten. So sind sie, die Pellwormer - hilfsbereit, aufgeschlossen und authentisch. Vor unserer Abreise durften wir als Crew ein weiteres Highlight unseres Inselbesuchs erleben: Eine Wattwanderung zur Hallig Süderoog.


Knud Knudsen (Foto) führt uns die rund 6,5 Kilometer zur 62 Hektar großen Hallig. Der 65-Jährige ist ein echtes Pellwormer Original, braungebrannt mit weißem Rauschebart und langen grauen Haaren, die im Ostwind wehen. Der gelernte Wasserbauer bringt seit 20 Jahren die Post zu Fuß durchs Watt nach Süderoog. Zweimal die Woche. Egal, ob Sommer oder Winter. Immer barfuß. Nach eigenen Angaben hat er mehr als 25.000 Kilometer im Watt zurückgelegt. Auf unserem Weg durch Schlick und Sand erklärt uns Knud, dass Süderoog die kleinste, ständig bewohnte Hallig überhaupt ist. Nur eine Warft gibt es dort, mit einem reetgedeckten Drei-Seiten-Hof.


Den bewirtschaften Holger Spreer und seine Frau Nele Wree. Neben den beiden gibt es noch ihre zwei kleinen Kinder, zwei Parktikantinnen, ein Boot, einen Traktor und jede Menge Tiere: Hühner, Gänse, Schafe und drei schottische Hochlandrinder. Holger und Nele müssen sich in der völligen Abgeschiedenheit um alles kümmern. Sie bewirtschaften den Hof, arbeiten am Erhalt der Gebäude, betreiben aktiven Küstenschutz, sammeln mehrere Tonnen angeschwemmten Plastikmüll pro Jahr und empfangen Wattwanderer.



Verdammt viel Arbeit. Angestellt sind die beiden beim Land Schleswig Holstein, dem auch die Hallig gehört. Völlig unverständlich, dass sich das junge Paar aus Kostengründen eine einzige Arbeitsstelle teilen muss. Mehr will das Land für den Betrieb einer Hallig offenbar nicht ausgeben. Trotz des immensen Aufwands, den Holger und Nele betreiben müssen, allein schon um Versorgungsgüter zu beschaffen. Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Heu als Winterfutter für die Tiere wird auf Pellworm geerntet. Daraus werden kleine Ballen gepresst. Die müssen per Hand auf eine Schute verladen werden. In diesem Jahr sind es 1150 Ballen. Kein Wunder, dass sich Holger sehr über unsere Hilfe freut. Die Crew kann auch Landwirtschaft... In der sengenden Augustsonne beladen wir neben der Schute Heuwagen. Die zieht der Traktor zum Hof und dann stapeln wir das Futter in den Heuboden. Eine schweißtreibende Arbeit, die uns deutlich macht, wie hart das Leben und Überleben auf einer isolierten kleinen Hallig im Wattenmeer sein kann. Nachdem uns Holger am Abend mit seinem Boot wieder nach Pellworm gebracht hat, gehen wir alle erstaunlich früh schlafen...


 


Matze


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