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Expeditions-Logbuch

04.08.2020: List


List


Den heutigen Logbucheintrag hat unser jüngstes Crewmitglied gestaltet.


Frederieke - von uns allen nur Fredo genannt - fasst die Ereignisse der letzten Tage zusammen.


Wir segeln weiter von Esbjerg, dem Geburtsort der "Dagmar Aaen" an der dänischen Nordseeküste, Richtung Süden, der ersten großen Veranstaltung der diesjährigen "Ocean Change Tour" entgegen. Ein Vortrag soll stattfinden, mit anschließender Podiusmdiskussion in List auf Sylt.


Schon nach ca. 30 Seemeilen kommen die Dünen und weißen Sandstrände von Sylt in Sicht. Wir machen fest an einer baufälligen Pier nahe des Fähranlegers in List. Hier auf Deutschlands nördlichster Insel stoßen auch Bernhard und Peter zu unserer Crew dazu. Langsam legt sich der Abend über das Szenario. Die "Dagmar Aaen" ist eine richtige Attraktion im kleinen Hafen. Der Tidenhub lässt uns alle sechs Stunden an der Pier auf und ab steigen - ungewohnt, wenn man die letzten zwei Wochen die Ostsee als Vergleich hatte. Immer wieder kommen Besucher an die Kaimauer und schauen bei Niedrigwasser von weit oben auf unser Schiff.


Freundlich werden wir in Empfang genommen. Mal kommt Ronald Benck, der Bürgermeister von List zu Besuch, mal der Leiter des Erlebniszentrums Naturgewalten, Dr. Matthias Strasser mit seiner Tochter. Am nächsten Morgen werden die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Veranstaltung getroffen. Arved und Matze findet man im Vorschiff, oder in letzten Vorbereitungsgesprächen mit der Vizedirektorin des Alfred Wegener Instituts, Prof. Dr. Karen Wiltshire. In der Zwischenzeit kümmert der Rest der Crew sich um das Wohlergehen der "Dagmar Aaen". Es wird gelabsaalt, Webeleinen werden ausgetauscht, das Deck vom Salz der letzten Tage befreit un der Proviant neu aufgefüllt, es herrscht ein geschäftiges Treiben an Bord.



Gegen 19 Uhr finden wir uns im Gebäude des Erlebniszentrums wieder. Arved beginnt mit einem ca. 30-minütigen Vortrag über seine Reiseerlebnisse, Erkenntnisse zum Klimawandel vor Ort und der aktuellen Situation an der Nordseeküste. Als Nächstes übernimmt Matze die Moderation einer Podiumsdiskussion. Beteiligt sind Arved, Prof. Dr. Peter Lemke (Alfred Wegener Institut), Prof. Dr. Karen Wiltshire (Vizedirektorin AWI) sowie der hiesige Bürgermeister Ronald Benck.


Zunächst geht es um die Auswirkungen des Klimawandels, welche schon jetzt deutlich spürbar auf der Insel sind. So berichtet der Bürgermeister von ungewöhnlich starken Stürmen, die die Insulaner miterlebten. Dazu erläutert Karen Wiltshire Veränderungen aus biologischer Sicht und deren Folgen für die Insel. Daran anknüpfend wird über bisherige und mögliche Maßnahmen zum Klimaschutz diskutiert. Zum Beispiel die Neubauprojekte der Stadt, welche klimaneutral realisiert werden sollen, der mögliche Einsatz von CO2-speicherndem Beton, sowie über den bereits entstandenen Klimadeich. Natürlich stehen auch Fragen zum Massentourismus sowie zur Pkw-Nutzung im Raum, die das einheimische Publikum besonders beschäftigen. Kontrovers werden Ideen diskutiert, die Insel Sylt klimaneutraler zu gestalten. Abschließend betont Karen Wiltshire, dass der Klimaschutz letztendlich in der Verantwortung jedes Einzelnen läge und mehr über das eigene Verhalten und den Konsum nachgedacht werden müsse.


Auch uns, die Crew, lassen viele der angesprochenen Themen im weiteren Abendverlauf nicht los, in kleiner Runde wird weiter diskutiert. Ich persönlich denke, es geht vielen Besuchern des Abends so wie mir. Das Thema "Klimawandel" darf uns nicht mehr kalt lassen.


Der Abend hat mich neugierig gemacht: Welchen Menschen werden wir noch begegnen, welche Meinung zum Thema werden sie haben und vor allem - mit welchen Auswirkungen haben die Bewohner des Wattenmeeres bereits zu kämpfen und welche Lösungsansätze gibt es bereits? Ich hoffe, all diesen Fragen können wir auch weiterhin auf den Grund gehen, um die Folgen des Klimawandels vor unserer Haustür mehr Menschen verdeutlichen zu können.


Fredo


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