Expeditions-Logbuch
06. Juli 2022
Tag 2 unserer Walforschung
Nachdem wir gestern bei hohem Seegang ziemlich durchgeschaukelt worden sind, hat sich die Lage heute etwas beruhigt. Gestern hatten wir zwar Delfine und einige Buckelwale gesichtet, aber leider keine (Nördlichen) Entenwale. Heute ist es windstill und sonnig – optimale Bedingungen, um das Schlepphydrophon achtern auszubringen und bei langsamer Fahrt hinterher zu ziehen. Dabei fahren wir ein Seegebiet um die Insel Grimsey ab, das eine sehr unregelmäßige Bodenstruktur aufweist. Bis zu 500 Meter tiefe Abbrüche und Unterwasser-Canyons, dann wieder steil ansteigende unterseeische Berge – das scheint ein beliebtes Revier der Entenwale zu sein. Die Klicklaute dieser Wale sind so hochfrequent, dass sie das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann. Deshalb haben die Wissenschaftler Babsi, Caroline und Paul von der Universität Island einen »Fledermaus-Decoder« mitgebracht, der die Frequenz in einen für Menschen hörbaren Bereich transformiert. Paul steht derweil oben in der Masttonne und hält nach Walen Ausschau. Es ist die bewusste Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Keiner weiß, wo sich die Wale derzeit aufhalten. Wir bleiben dran...
Koordinaten: 66.647999, -17.861023