Expeditions-Logbuch
08. August 2023
Der Strudel in der Straße von Corryvreckan
Unsere Fahrt von Oban nach Port Ellen führt uns vorbei an den Inseln Scarba und Jura, die nordöstlich unseres Fahrwassers liegen.
Als wir sie vor der Einfahrt in den Jura-Sund passieren, sehen wir deutlich, wie die Strömung um uns herum stärker wird. Die Wasseroberfläche scheint buchstäblich zu kochen und das Schiff keine Fahrt mehr zu machen. Doch dieser Eindruck täuscht, denn tatsächlich hat sich unsere Geschwindigkeit von etwa 6 auf über 12 Knoten verdoppelt!
Das liegt an einem seltenen nautischen Phänomen: hier zwischen Scarba und Jura treffen verschiedene Meeresströmungen aufeinander und bilden einen Strudel, den sogenannten Corryvreckan.
Was nach Käpt’n Blaubärs Seemannsgarn klingt, gibt es so nur in wenigen anderen Seegebieten und nach den berüchtigten Moskenstraumen und Saltstraumen zwischen den norwegischen Lofoten und dem Old Sow in Kanada ist der Corryvreckan der drittstärkste dieser Meeresstrudel.
So manches Schiff, das in ihren Sog gerät, hat damit zu kämpfen sich aus ihnen zu befreien. Als „Mahlströme“ inspirierten sie Schriftsteller von Schiller bis Edgar Allan Poe und Jules Verne, die tragische Balladen von kühnen Tauchern und schaurige Geschichten von bodenlosen Abgründen unter der Meeresoberfläche um sie herumsponnen.
Wir halten also lieber ausreichend Abstand zum Corryvreckan – zumal er nicht unmittelbar auf unserer Route liegt – sehen ihn aber deutlich aus sicherer Entfernung als weißschäumende stehende Welle sprudeln.
Position: 56.156641, -5.659332