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Expeditions-Logbuch

23. Juli 2024

Wiedersehen auf Værøy

Im warmen Licht der Abendsonne laufen wir ein in den kleinen Hafen von Sörland, dem Hauptort der Insel Værøy im Süden der Lofoten. Hier leben knapp 700 Menschen, die meisten arbeiten in der Fischerei. Bei uns werden Erinnerungen wach. Wir waren schon einmal hier. Vor 11 Jahren. Im Winter! Damals segelten wir auf den Spuren des Schriftstellers Johan Bojer. Der Norweger schrieb 1921 das Buch „The last of the Vikings“. Ein Roman über den Überlebenskampf der Lofotfischer, die in offenen Booten den Skrei fischten, den äußerst begehrten Kabeljau aus der Barentsee, der in den Wintermonaten zum Laichen zu den Lofoten kommt. Arved recherchierte dort 2013 gemeinsam mit Peter Sandmeyer für das Buch „Polarlicht in den Segeln“. Zusätzlich produzierten wir eine Doku über die Arbeit der Lofotfischer und ich machte Radioaufnahmen für die maritime Sendereihe des NDR, das „Hamburger Hafenkonzert“.

Nun also sind wir wieder vor Ort. Sofort fällt uns Familie Bensvik ein. Fischer aus Sörland, die damals in drei Generationen zur See fuhren. Großvater Arne, sein Sohn Kent und sein Enkel Tommy fischten Kabeljau und produzierten Stockfisch, den sie in alle Welt exportierten. Äußerst sympathische Norweger, mit denen wir lange, spannende Gespräche führten. Was mochte aus Ihnen geworden sein, 11 Jahre später?

Bei einem Abendspaziergang machen wir uns auf die Suche. Brigitte, Uli (der 2013 auch an Bord war), Peter und ich. Schnell entdecken wir ein Gebäude mit der Aufschrift „Bensvik Brygge“, erkennen es aber nicht als das alte Haus, das wir in Erinnerung hatten. An einer Pier treffe ich einen älteren Angler, der sein Boot festmacht. Ihn frage ich nach Familie Bensvik und habe Glück. Ich bekomme die aktuelle Telefonnummer von Tommy. Tatsächlich meldet der sich und kann sich auch sofort an unser Treffen von vor 11 Jahren erinnern. Und das Beste: Tommy kehrt mit seiner Crew gerade von einer längeren Fangfahrt zurück, will in wenigen Minuten an der Pier vor dem renovierten und ausgebauten Familienbetrieb „Bensvik Brygge“ festmachen und freut sich auf ein Wiedersehen.

Kurze Zeit später gibt es herzliche Umarmungen. Auch Vater Kent ist an Bord und erzählt stolz, dass die beiden jüngeren Brüder von Tommy nun auch Fischer geworden sind. Vater und drei Söhne auf einem Schiff – die Chemie in der Familie scheint zu stimmen.
Wir verabreden uns für den nächsten Morgen an Bord der Dagmar Aaen, um in Ruhe zu reden. Gesagt, getan. Beim Gegenbesuch auf unserem Schiff diskutieren wir angeregt die aktuelle Situation der norwegischen Fischer. 2017 hat die Familie die Stockfisch-Produktion aufgegeben. Es war nicht mehr rentabel. Früher hatten die drei Bensviks jeder seinen eigenen Fischkutter. Die wurden verkauft – nun hat die Familie einen neuen Trawler und fährt gemeinsam zur See. Der Fang (je nach Jahreszeit Kabeljau, Hering oder Makrele) wird direkt an Großhändler verkauft. Stockfisch wird nur noch in Kleinstmengen höchster Qualität für den eigenen Genuß hergestellt.

Die herzliche und ehrliche Diskussionsrunde geht mit dem Austausch von Geschenken zu Ende. Arved übergibt ein Buchexemplar „Polarlicht in den Segeln“ , dazu hat er einen Stick vorbereitet mit der TV Dokumentation, die nach unserem Besuch 2013 entstand – die Bensviks freuen sich sehr. Kent und Tommy lassen es sich nicht nehmen, uns zum Abschied noch Stockfisch mitzugeben. Den sollen wir im nächsten Hafen als Snack zum Anlegebier probieren…

Matze

Position: 69.020628, 15.123518

Expeditions-Logbuch

(Am Svartisen-Gletscher)
(31°C im Schatten - absolute Flaute)