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Expeditions-Logbuch

15. Juli 2022

Soundcheck im Hafen

Heute stehen Wartungsarbeiten am Schiff auf unserem Programm - die »Dagmar Aaen« soll schließlich topfit auf ihre Tour ins Eis starten. Also taucht Arved in den Maschinenraum ab und kümmert sich aufmerksam um unseren Dieselmotor, Marie und Arndt konservieren das stehende Gut mit einem Öl-Teer-Gemisch, Eberhard, Brigitte und ich lackieren die vielen Holzteile an Deck. Auf einem alten Haikutter gibt es immer etwas zu tun. 

Unterdessen herrscht reger Betrieb im Hafenbecken von Húsavík. Fischkutter kommen rein und laden ihren Fang aus, voll besetzte Touristenschiffe brechen zum Whale Watching auf und im nördlichen Teil des kleinen Hafenbeckens hat sogar ein Kreuzfahrtschiff festgemacht. Während Schiffsmotoren brummen und Generatoren tuckern, wird das Wasser immer wieder von den Schiffsschrauben durchpflügt.

Im Fjord von Húsavík leben sehr viele Wale. Wie hört sich diese Geräuschkulisse für die empfindlichen Tiere an? Wir haben spezielle Unterwasser-Mikrophone an Bord, mit diesen sogenannten Hydrophonen können wir Geräusche unter Wasser aufnehmen. Damit wollen wir entlang unserer Reiseroute verschiedene Klangbilder aufnehmen, welche durch natürliche und menschengemachte Geräusche charakterisiert sind. Im Laufe dieses Bordtagebuchs kommen wir immer mal wieder hierauf zurück...

Eine interessante Klangkulisse liefert der Hafen von Húsavík. Auf einer Klangprobe haben wir alltägliche Unterwassergeräusche des kleinen Hafens zusammengestellt. Zur Unterscheidung der unterschiedlichen Geräuschquellen sind diese zeitlich indiziert und wurden meist in etwa 100 bis 200 Meter von der »Dagmar Aaen« aufgenommen:

0:00 – 0:23: Stille im Hafen, Wasserplätschern aus einem Wasserschlauch neben uns an der Pier
im Hintergrund Dieselgenerator eines kleinen Kreuzfahrtschiffs im Dauerbetrieb 

0:23 – 1:05: kleiner Kutter kommt in den Hafen, Rangieren, Stoppen an der Schiffstankstelle

1:06 – 1:30: Touristenschiff kommt zur Tankstelle, kurzes starkes Motorengeräusch beim Abbremsen

1:30 – 1:45: Schiffsmotor im Leerlauf wartet

1:45 – 2:23: Schlauchboot mit starkem Motor verlässt den Hafen; zunächst langsame Schrittfahrt (ca. 100 m vom Schiff entfernt), dann starkes Beschleunigen – längst außerhalb des Hafenbeckens (mehrere hundert Meter Entfernung): Lärm nimmt mit zunehmender Entfernung ab

2:30: Küstenseeschwalbe taucht ins Wasser (etwa 6 Meter vom Schiff entfernt)

2:40 – 3:45: kleiner Hafenschlepper legt ab  

Auch wenn diese Aufnahmen v.a. aufgrund der stark variierenden Abstände und Winkel (Abschattung durch Boote) eine rein qualitative Zusammenstellung darstellen, illustrieren sie sehr gut den menschengemachten Unterwasserlärm.  

Wir waren erstaunt, welche Geräuschkulisse selbst in einem so kleinen Hafen wie Húsavík herrscht. Und dieser Lärm ist tagsüber nahezu ständig zu hören! Es wird anschaulich, dass diese Geräusche das Leben der Meerestiere beeinträchtigen können, insbesondere wenn sie die Unterwasserkommunikation der Tiere überlagern. Wie gut zu sehen, dass einige der Whale-Watching-Boote bereits auf einen wesentlich leiseren Elektroantrieb umgerüstet werden. Insgesamt beleibt in Sachen Lärmreduktion der Meere aber noch viel zu tun!

Expeditions-Logbuch

(Proviant für sieben Wochen)
(Für alle Fälle vorbereitet)