Expeditions-Logbuch
18 July 2022
Für alle Fälle vorbereitet
Neben allen akuten Erkrankungen, die auch auf dem Festland auftreten können, beschäftigen wir uns besonders mit Verletzungen durch Unfälle, die an Bord passieren können. Eine besonders herausfordernde Notfallsituation wäre ein Frau/Mann-über-Bord Ereignis, bei dem neben der Bergung auch die Besonderheiten der Unterkühlung zu berücksichtigen sind. Um möglichst allen Notfallsituationen gerecht zu werden, sind insgesamt sieben Gepäckstücke mit ausschließlich medizinischem Inhalt an Bord. Hierin enthalten sind auch die Medikamente für eine weiterführende Therapie, da es weitab von der Zivilisation nicht nur um die Erstversorgung von Notfällen geht, sondern auch mögliche Folgebehandlungen berücksichtigt werden müssen.
So konnten wir kurz vor Aufbruch gen Norden auf der »Dagmar Aaen« eine Crewschulung durchführen. Da ein Großteil der Crew nicht zum ersten Mal an Bord ist, freuten sich Arndt und Alex über sehr gute medizinische Vorkenntnisse.
(Alex)
Anschließend holen wir unsere Überlebensanzüge hervor. Diese wasserdichten Overalls werden getragen, wenn man in einer Notfallsituation ins eisigkalte Wasser muss. Sie haben enganliegende Gummi-Manschetten am Hals und an den Handgelenken, so dass fast kein Wasser eindringen kann. Dadurch bleibt der Körper auch im arktischen Wasser trocken und kühlt nicht ganz so schnell aus. Wenn es darauf ankommt, müssen alle Handgriffe sitzen: Jeder muss rasch und selbständig in seinen engen Anzug schlüpfen können, um das Schiff im Ernstfall zügig verlassen zu können.
Wir zwängen uns in die Anzüge und sind froh, als der wasserdichte Reißverschluss endlich zugezogen ist. Am schönsten wäre es, wenn wir diese Overalls während unserer Reise gar nicht bräuchten. Doch schon bei der Anlandung auf Jan Mayen werden wir sie tragen, um überhaupt vom Beiboot durch die raue Brandung an Land kommen zu können.
(Uli)