Skip to main content

Der 92. Tag

Heute ist der 92. Reisetag, seit wir in Flensburg zur 10. OCEAN CHANGE Etappe aufgebrochen sind. Es ist zugleich der letzte Reisetag. Gestern sind wir durch den Nordostseekanal nach Kiel gefahren. Heute geht es von Kiel nach Flensburg – dem Heimathafen der Dagmar Aaen. Journey‘s End!

Die letzten Wochen sind wie im Fluge vergangen. Von der Bretgane kommend sind wir nach Falmouth in Großbritannien gefahren. Ein starker bis stürmischer Ostwind hat uns dort einige Tage festgehalten. Danach ging es über Plymouth weiter, um dann wieder auf die südliche Seite des Ärmelkanals zu queren. Diese Querungen sind nicht trivial. Dichter Schiffsverkehr, Verkehrstrennungsgebiete, Windparks, Schleppverbände, Bohrinseln und küstennaher Verkehr, erfordern viel Umsicht und Konzentration. Nach einem jeweils kurzen Stop in Scheveningen und Helgoland, ging es mit dem auflaufenden Wasser nach Cuxhaven. Die Elbe fließt dort mit unglaublichen vier Knoten- mal in die eine mal in die andere Richtung - je nach Tide.

Am nächsten Tag erreichen wir die Schleuse in Brunsbüttel und noch am selben Tag Rendsburg. Gestern dann weiter bis nach Kiel Holtenau und heute die allerletzte Etappe. Es wird Reinschiff gemacht. Jeder Schrank, jede Kiste, jede Koje, die letzte Ecke – alles wird ausgesaugt und ausgewischt. Es macht sich bei allen ein wenig Wehmut breit. Mika hat uns bereits in Rendsburg verlassen, wir anderen werden nach und nach folgen.
Und die Dagmar Aaen: Die befindet sich in einem perfekten Zustand. Ole und Mika haben das gesamte Rigg komplett überholt. Alles glänzt und ist bestens konserviert. Das Schiff könnte sofort wieder durchstarten. Aber wir, die Crew. brauchen jetzt eine Auszeit. Andere Aufgaben stehen an, Vorträge, die Auswertung der Reise, Berichte - viel Arbeit wartet auf mich. Zeit einmal „DANKESCHÖN“ zu sagen. An all die vielen Unterstützer an Land, die uneigennützig helfen, ein solch ehrgeiziges Projekt wie OCEAN CHANGE zu realisieren. Ohne euch wäre alles nichts! Danke!

Wie heißt es so schön: "Wer nie von zu Haus weggefahren ist, weiß auch nicht wie schön das nach Hause kommen ist!"  Wir freuen uns jedenfalls auf unsere Freunde, auf die Familie, das bunte Leben an Land.

Und außerdem:
Das Ende der einen Reise ist immer auch der Beginn einer neuen.

Herzlichst - Euer Arved

Die bretonische Küste

So schön und einladend die die Bretagne ist, so anspruchsvoll ist das Segelrevier.

In Brest beträgt der Wechsel zwischen Ebbe und Flut bis zu satten fünf Metern. Die Gezeitenströme drängen sich mit unbändiger Gewalt entlang der Küste und durch die Meeresengen hindurch, die durch die vorgelagerten Inseln gebildet werden. Dabei verursachen sie großräumige Stromwirbel und bei Starkwind brechende Seen. Insbesondere wenn der Wind gegen die Tide steht, kommt es zu gewaltigen Turbolenzen, die Schiffen gefährlich werden können. Man sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Wir haben Glück mit dem Wetter. Es gibt kaum Wind, aber wir haben Vollmond und damit besonders hohe Gezeiten. Insofern werden wir mit dem Gezeitenstrom in rasanter Fahrt durch die „Raz del Sein“ gezogen und erreichen spät abends die Ortschaft Concarneau am nördlichen Ende der Biskaya.

Nachdem wir zwei Nächte in der Bucht vor Anker gelegen und uns die mittelalterliche Stadt angesehen haben, geht es weiter zur Insel Insel Ouessant. Unter Seefahrern wird die Insel meist mit dem britischen Namen Ushant bezeichnet. Mächtige Leuchttürme weisen den Weg in die Bucht der Ortschaft Lampaul. Heftige Stromwirbel lassen die Dagmar Aaen auf den Wellen tanzen. Einen Hafen gibt es nicht, dafür Mooringtonnen an denen man festmachen kann. Rund 800 Menschen leben auf der Insel. Jetzt im Sommer sind Kaffees und Pubs geöffnet, es herrscht ein buntes Treiben, aber im Winter und bei Sturm sieht es hier anders aus. Die Insel bildet den Eingang zum Ärmelkanal. Immer wieder ist es zu schweren Schiffsunglücken gekommen.

Der Leuchtturm Phare du Créac‘h ist der leuchtstärkste Leuchtturm Europas, mit 32 Seemeilen Reichweite. Seit 1863 weist er der Schifffahrt den Weg. Trotzdem lief im März 1978 der vollbeladene Supertanker Amoco Cadiz etwa fünfzehn Seemeilen nordöstlich von Ouessant auf ein Riff und brach entzwei. Bis heute gilt dieses Unglück als eine der schwersten Ölkatastrophen aller Zeiten.

Für uns heißt es Abschied nehmen von der Bretagne. Unser Kurs führt uns in nördliche Richtung über den Ärmelkanal Richtung britischer Küste.

Position: 48.483379, -5.125122

Arrival in Brest

Our journey has taken us from Heligoland via Scheveningen, Boulogne, Alderney, St. Malo and now to Brest St. Malo is a real highlight. A beautiful old town. We have a crew change here in Brest. This morning at the crack of dawn Ann-Ca, Peter and Dieter leave us. Work is calling! At 03:45 we all stand on deck and say goodbye to the three of them - always a sad moment somehow. But tomorrow Till and Lukas are coming on board, so we'll be full again - and of course we're really looking forward to seeing them.

This morning we had a visit on board from Olivier. Olivier works for Meteo France on the development of new drift buoys. Over the past few years, we have repeatedly deployed buoys in the North Atlantic, at least one of which is still working. Olivier introduced us to a completely new generation of buoys. They are lighter than the old ones, much smaller - and they are actually made of wood! We had repeatedly highlighted the problem that plastic buoys are not sustainable and ultimately contribute to plastic pollution in the oceans. Despite their importance for science and weather forecasting. Some time ago, we were even able to recover a disused buoy off Iceland. We are looking forward to deploying the new generation of drifting buoys from aboard the Dagmar Aaen.

Position: 48.377328, -4.487765

International guests on board

The sailing days on the North Sea were perfect! We headed south with a light backstay breeze. After stopovers in Hirtshals, Hanstholm and Hvide Sande, we made the challenging approach to Föhr. The fairway to the popular Frisian island is narrow and winding, but well buoyed.

As the Dagmar Aaen has a draught of 2.5 meters, the anchor was dropped a few miles off the island for safety. Waiting for the tide. Just under two hours before high tide, we made our way safely to Wyk on Föhr. We were already expected there. The harbour master had assigned us a central berth in the old harbour.

As soon as we were moored, two bicycles were brought to us so that we could be mobile. Hospitality par excellence! Here in the Frisian Wadden Sea, the focus was once again on science. Arved was invited to a high-level workshop. The aim of the “floating platforms seminar” was to intensify cooperation between operators of scientifically oriented ships (sailing for science) and researchers. The renowned Swiss “Swiss Polar Institute” and its founder, the entrepreneur and science patron Frederik Paulsen, whose family has its origins on Föhr, had invited the participants.

The conference venue was the Waalem winery in Nieblum, run by Frederik Paulsen. The list of participants was impressive: there were representatives of French polar research projects, experts from Switzerland, New Zealand and Denmark, researchers from the well-known British Antarctic Survey (BAS) from England and top scientists such as Antje Boetius, the former head of the Alfred Wegener Institute, who now conducts research in the USA.

Exciting from a German perspective: Boris Herrmann, the charismatic professional sailor from Hamburg, was also at the start. The 44-year-old Vendee Globe conqueror recently launched a research sailing ship (Malizia Explorer) alongside his racing yacht, which he intends to use as a working platform for scientists in polar regions.

The highlight for the Dagmar Aaen crew: Frederik Paulsen (who also financed the top-class Museum Kunst der Westküste on Föhr, for example) invited all participants to a reception on our ship one evening. With fantastic weather and delicious wine from the Waalem winery, Arved was able to present the history of the Dagmar Aaen and the background to our Ocean Change expeditions to around 30 guests. Every corner of the shark cutter was marveled at by the participants.

 

Für den meisten Gesprächsstoff sorgte aber ein Akkuschrauber, den wir einsetzen , um die 500 Meter lange Halteleine der CTD Tiefensonde aufzutrommeln. Diese simple Technik begeisterte die Gäste, weil sie zeigt, dass man auch mit kostengünstigen, selbstgebauten Installationen wissenschaftlich relevante Daten sammeln kann.

Arveds Seminar Bilanz: „Der Workshop auf dem Weingut Waalem war für alle Beteiligten sehr wertvoll. Die Vernetzung ganz unterschiedlicher Projekte hat begonnen, wir alle werden uns in der Zukunft enger austauschen, Erkenntnisse teilen und damit die polare Forschung noch intensiver unterstützen können. Mein besonderer Dank gilt unserem Gastgeber Frederik Paulsen und seinem Team. Frederik Paulsen hat durch sein Engagement die Perspektiven der „floating platforms im arktischen Raum ganz maßgeblich weiterentwickelt“ – soweit Arved Fuchs.

Wir sind jetzt wieder auf See. Unser nächstes Ziel ist Helgoland.

 

Dog on board

We learn that the roadstead off Skagen is used by many shipowners to keep their ships waiting there for new cargo. Sometimes for months. An LNG tanker is said to have waited there for three months for a new job. Russian ships are also involved. Their crews are not to be envied. The Danish government has decided that Russian vessels will not receive any service. So no provisions either.

In the middle of the slalom, a Danish naval vessel suddenly pulls up to us. Minutes later, a heavily motorized rib (inflatable boat with a solid bottom) pulls alongside us. Two women and a man (all in survival suits) climb on board. And then we can't stop being amazed: a dog is the last to be lifted on board. A black cocker spaniel. A drug dog - officially a narcotics detection dog. We have a surprise visit from the Danish drug squad. A routine check, we are told. The sniffer dog immediately gets to work. Via the navigation system, the engine to all the back boxes. The dog sniffs every bunk. Only once - in the mess hall - does the cocker spaniel get nervous. But not because of drugs, but because Peter has just placed delicious sausage and cheese slices on the trade fair table for lunch. With much laughter, the customs staff bring the dog back on deck. Unfortunately, we don't have any photos of the visit because the officials don't want to be photographed at work.

Abschließend wird noch ein (natürlich negatives) Protokoll angefertigt und dann sind die Dänen auch schon wieder verschwunden. Für uns folgt der lang ersehnte Segeltag. Wir sind in der Nordsee angekommen. Endlich passt mal der Wind und wir segeln unter Vollzeug entlang der dänischen Westküste nach Süden. Am Abend machen wir in Hirtshals fest. Bisher sind wir 41 Tage unterwegs und haben 1546 Seemeilen zurückgelegt.

(Matze)

Position: 57.806631, 10.692444