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Expeditions-Logbuch

20.07.2018: Werftaufenthalt


Keflavik


Endlich ist es soweit. Der Motor des Schleppers springt an und die an Deck in der Sonne Wartenden springen auf. Kurze Zeit später sind wir längsseits am Schlepper vertäut und es geht langsam Richtung Werft. Immer wieder werden die Taue nachgespannt, damit die Reibung zwischen den beiden Schiffen nicht zu groß ist. Im Werfthafen übernehmen die geübten Werftarbeiter.


Stück für Stück werden wir auf den richtigen Abstand von der Pier gebracht und dann auf dem Slipwagen an Land gezogen. Die Dagmar ist vielleicht nicht das kleinste Schiff, zwischen den größeren Fischereischiffen wirkt sie jedoch winzig. Arved beugt sich weit über die Reling und schaut sich noch von Bord die Schraube an. „Wir kommen gleich!“ ruft er ihr zu. Wir sind alle sehr gespannt was uns erwartet!


Die Werftmitarbeiter stellen uns eine Leiter, eine kleine provisorische Arbeitsbühne entsteht unterhalb der Schraube und das notwendige Werkzeug wird bereitgelegt. Die Bolzen an der Schraube lösen sich leider nicht so einfach, doch nach einigen Versuchen, Kraft und Spucke geben sie nach. Sorgfältig werden die Einzelteile nach und nach abgebaut, gereinigt und sortiert. Dann kommt der spannende Moment: Die Zugstange zum Verstellen des Anstellwinkels der Schraubenblätter ist wie vermutet gebrochen. Und das nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Wir vermuten, dass wir ein massives Hindernis überfahren haben müssen, welches sich im Propeller verfangen hat. Darauf lassen auch tiefe Kratzer am Rumpf schließen. Zwei der drei Bruchstücke stecken fest im sogenannten Segment, das Verbindungsstück zwischen Zugstange und Schraubenblättern zum Einstellen das Anstellwinkels. Die Bruchstücke herauszulösen ist eine größere Herausforderung. Es werden Löcher gebohrt, Schrauben und Bolzen verschweißt. Nur durch die enorme Hilfsbereitschaft und Geschicklichkeit eines Werftmitarbeiters - der nach Feierabend noch gute drei Stunden für uns da war - konnten alle Stücke sauber entfernt werden. Dank der Mitternachtssonne und bestem Wetter konnten wir bis Mitternacht arbeiten.


Am nächsten Morgen beginnen Arved, Krischan und Thomas in aller Früh den Propeller wieder zusammenzubauen, leider hat der Wind gedreht und so wird den ganzen Tag im Regen gearbeitet.  Erschwerend kommt noch die Feinjustierung der neuen Zugstange und des alten Segments hinzu, welche nur mit Hilfe einer Druckluftfeile der Werft zueinander findet. Die Entscheidung nach Island zurück zu kehren und so lange auf den Sliptermin zu warten, hat sich als goldrichtig erwiesen, nur hier in der Werft ist es uns möglich dieses komplexe Problem zu beheben.


Am Ende muss noch unerwartet das mehrere hundert Kilo schwere Ruderblatt ausgehängt werden, um die Zugstange wieder in die Welle zu bekommen. Gesagt getan. Flaschenzug, Hebebühne, Bolzen lösen, alles sichern und wieder zusammenbauen. Zugstange, Schraubenblätter, Segment,  Bolzen. Das alles bei strömendem Regen und Wind. Bis auf die Unterwäsche durchgeweicht und frierend gibt es in der warmen Messe Mittagessen. Danach kommt das Fett. Eine gut gefettete Welle ist das A und O, also wird es jetzt eimerweise in die Welle eingespritzt, um die neue Zugstange gut zu betten. Morgen folgt die Testfahrt in der Bucht von Reykjavik. Wir sind gespannt und werden berichten.


Lauren und Justus


         


Expeditions-Logbuch

(18.07.2018: Plastiksammlung auf Island)
(27.07.2018: Von Keflavik nach Tasiilaq)